2 Monate bzw. 62 Tage Kanada und ich kann es immernoch nicht glauben.
Ich würde behaupten ich habe mich schon ziemlich weiterentwickelt in diesen Wochen. Schon allein das Volunteer Programm hat mir so viele verschiedene neue Erfahrungen geboten und ich habe so viel gelernt. Ich bin oft bis an meine Grenzen gegangen und vor allem habe ich viele neue Stärken und Schwächen von mir dabei entdeckt. Außerdem habe ich viele Leute dort kennengelernt und vor allem 4 tolle neue (internationale) Freunde gefunden. Toronto und das Leben in der Großstadt sind noch einmal mehr neue Erfahrungen, vor allem aber war es am Anfang erstmal gewöhnungsbedürftig. Ich komme aus einem Mini Ort und war nicht oft in Großstädten in Deutschland unterwegs. Ich denke Oldenburg, Bremen oder Hamburg sind nicht mal annähernd vergleichbar von der Größe her mit Toronto und schon gar nicht damit wie es hier abläuft :D. So viele verschiedene Transport-Möglichkeiten (Subway, Streetcar, Bus, Taxi, Uber, Fahrrad) und so viele verschiedene Linien mit denen man zu den Orten hinkommen kann. (Das ist ja nicht gerade ungewöhnlich für eine Großstadt, ich weiß, aber wenn man vom Land kommt ist es erstmal sehr gewöhnungsbedürftig). Am Anfang war ich einfach nur überfordert, ich meine ich habe Zuhause immer entweder die 370 nach Rastede oder die 330 nach Oldenburg genommen, das wars dann auch mit Bussen :D. Mittlerweile komme ich aber echt gut klar hier. Was mich am meisten wundert, hinter allem steckt ein System :D. Wenn man das erstmal weiß ist alles viel leichter. Die Busse fahren immer von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord und Streetcars immer von Ost nach West und von West nach Ost. Die Subway fährt sowohl von Nord nach Süd und umgekehrt als auch von Ost nach West und umgekehrt. Man muss sich dann einfach immer seine Linien raussuchen und wissen in welche Richtung man fahren will, achjaa und Leute fragen ist auch eine gute Option, zumindest war es das am Anfang für mich :D. Am Anfang hat es mich auch immer mit Nord, Ost, Süd und West überfordert, ich meine woher soll man denn dann wissen wo welche Himmelsrichtung liegt wenn man mitten im nirgendwo zwischen so riesigen Gebäuden und Hochhäusern steht :D. Dann habe ich mir aber angewöhnt immer den CN-Tower versuchen zu finden, denn der liegt immer in südlicher Richtung. Mit solchen kleinen Tricks die ich mir in kurzer Zeit angewöhnt habe fällt es mir echt leichter hier klarzukommen und mich zurechtzufinden.
Die Jobsuche war am Anfang leichter als gedacht. Wir haben Bewerbungen übers Internet abgeschickt und in den Stores abgegeben. Dann hatten wir ein paar Jobmessen zu denen wir gegangen sind und Interviews hatten wir auch. Panik hatte ich am Anfang immer vor allem wegen meinem Englisch sprechen aber es lief dann doch immer ganz gut und mich haben immer alle verstanden :D. Nachdem sich Old Navy dann auch sehr schnell gemeldet hat und ich meinen ersten Job hatten, war ich erstmal ziemlich erleichtert. Direkt in der ersten Woche einen Job bekommen ist nicht gerade normal und ich hatte denke ich ziemlich viel Glück. Außerdem ist es echt witzig dort zu arbeiten. Die sind alle mega cool drauf dort und auch wenn es sehr gewöhnungsbedürftig war öfters mal so um halb 3 morgens aufzustehen um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, ist es mit denen allen immer witzig und die Stimmung ist früh morgens sehr gut dort. Meine erste Schicht am ´sales floor´, also im Verkauf, lief auch sehr gut. Ich habe Kudnen glücklich gemacht, öfters Smalltalk gehalten mit verschiedenen Leuten und, was hier echt normal ist in den Läden und was sich Deutschland mal abgucken sollte weil es einfach von der Kommunikation her tausendmal leichter ist, durch Walki Talkis englisch gesprochen und mit den Anderen kommuniziert. Davor hatte ich mit am meisten Angst wenn ich am sales floor arbeite, denn ich hasse es auf englisch zu telefonieren, ich habe immer Angst jemanden nicht zu verstehen oder so, aber das wäre dort nicht schlimm, die sind alle total lieb und hilfsbereit und das hat mir die Angst genommen. Teilweise haben sie sogar ein paar Witze über die Walki Talkis gemacht, was alles aufgelockerthat. Außerdem kann ich jetzt auch perfekt alle Art von Klamotten falten :Dsehr hilfreich wenn ich ständig Koffer packen muss. Das nächste Problem war dann erstmal das ich nur sehr wenig arbeiten musste am Anfang. So konnte es dann nicht weitergehen denn das Leben hier in Toronto ist echt teuer und von nur 1 mal die Woche arbeiten kann ich defintiv nicht alles zahlen, das ist mir klar. Also war ich auf der Suche nach einem zweiten Job. Leichter gesagt als getan, ich habe Bewerbungen bei z.B. McDonalds und Starbucks abgegeben und hatte ein Interview bei Tim Hortons. Alles war Fehlanzeige und ich habe keine richtigen Ergebnisse und Rückmeldungen bekommen. Also bin ich im Moment immer noch auf der Suche und ich hoffe das ich noch einen zweiten Job finde und das sehr bald. Allerdings muss ich jetzt auch ein bisschen mehr bei Old Navy arbeiten als am Anfang und ich wollte den Manager jetzt fragen ob noch mehr Stunden möglich sind.
Die Unterkunft- bzw. Wohnungssuche hat jetzt erstmal bis Ende Januar ein Ende. Ich bin echt froh endlich mal etwas festes zu haben. Es war echt richtig anstrengend und schwerer als gedacht etwas zu finden, aber das habe ich ja schon öfters erwähnt :D. Es ist ein perfektes Apartment, vor allem weil es meine erste Unterkunft alleine und hier in Kanada ist. Es macht mich ein bisschen stolz endlich etwas gefunden zu haben und meinen ersten Vertrag hier zu unterschreiben, vor allem aber fühle ich mich dadurch auch noch ein bisschen mehr erwachsener.
Tja zu den Leuten mit denen ich hier zu tun habe: es gibt jeden Tag immer wieder neue Leute die ich treffe. Erstaunen tut mich immernoch das hier so viele Deutsche sind. Franzosen, Belgier und Spanier sind mir in dem Canadiana allerdings auch viele begegnet. Die meiste Zeit verbringe ich hier mit Sophia. Nachdem wir uns bei der Einführungsveranstaltung kennengelernt und beschlossen haben zusammen was zu suchen und weiterzureisen, werden wir immer bessere Freundinnen. Jeder dem wir begegnen denkt das wir uns schon länger kennen und zusammen hergekommen sind. Wir wissen nicht ganz so genau ob das positiv oder negativ gemeint ist, da uns alle dann geschockt angucken und lachen aber egal :D. Ich bin echt froh jemanden hier gefunden zu haben, denn alleine reisen wäre doch eher unvorstellbar für mich, obwohl es oft auch leichter scheint denn man kann alles selbst entscheiden, ist an niemanden gebunden und lernt schneller jemanden kennen, aber zu zweit ist es immer witziger und mit Sophia erst recht :D. Dadurch fühle ich mich manchmal auch sicherer hier.
Ich merke langsam wie es ist erwachsen und auf sich alleine gestellt zu sein. Alles alleine zu regeln und entscheiden zu müssen ist öfters nicht so leicht und manchmal ist es sogar echt sehr schwer, aber ich fange langsam an zu lernen was es wirklich bedeutet und vor allem merke ich selber, das ich mich weiterentwickle. Job- und Wohnungssuche sind neu für mich (ich hab zwar 2 Jahre bei Edeka geabeitet aber ich musste mich nicht so oft und über einen längeren Zeitraum irgendwo bewerben) und alles auf englisch zu regeln ist die größte Herausforderung daran, aber ich bin manchmal echt stolz auf mich das es dann auch so läuft wie ich es will und mir vorstelle. Natürlich gibt es auch Momente in denen ich verzweifelt bin und manchmal hoffe in dem Moment Zuhause sein zu können weil es mir dort leichter erscheint und ich mein gewohntes Umfeld habe, aber trotz solcher Momente bin ich echt froh hier zu sein und ich meine das ist im Moment das Abenteuer meines Lebens und ich erlebe hier so unglaublich viel und bin dankbar das ich hier sein kann!! Übrigens ist mir hier auch klar geworden das man keine Pläne machen braucht da sich eh immer alles ändert und alles ganz anders kommt als geplant. Ich bin richtig spontan geworden hier und glaubt mir einfach nichts zu planen und alles auf sich zukommen zu lassen ist das Beste was man überhaupt machen kann.
Vermissen tue ich meine Familie und Freunde total aber dank Skype sehe ich sie öfters mal und kann auch mit ihnen reden. Es ist zwar nicht dasselbe wie wenn ich vor ihnen sitzen würde aber es hilft öfters mal ihre Gesichter zu sehen und ihre Stimmen zu hören.
Ich freue mich jetzt erstmal auf eine feste Unterkunft, auf die nächsten Wochen in meinem Job und darauf was ich alles noch so erleben werde hier. Jeden Tag gibt es irgendwas neues und vor allem ist bald Halloween und einer der Punkte auf meiner Bucketlistist es auf eine richtig coole Halloween Party hier zu gehen, so richtig wie aus dem Film mit krassen und coolen Kostümen und so. Außerdem startet dann auch "bald" die Weihnachtszeit und ich bin gespannt wie es hier so abläuft mit Weihnachtsmärkten, den Festen und so, denn ich denke das es aufregender wird als es in Deutschland ist, schon alleine weil ich hier in einer Großstadt bin und alles immer viel mehr gefeiert wird, es wird aufjedenfall vieles Neues kommen was ich hier sehen werde und darauf freue ich mich echt!
Achjaa und einen der nächsten Einträge werde ich mal auf Englisch schreiben, ich will es mal austesten. An alle denen Englisch nicht so besonders liegt: Ihr könnt ja schon mal eure Worterbücher rausholen :D.